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  Der Weg  zum wahren Adepten

Magische Geistes-Schulung (VI)

In dieser Stufe wollen wir uns mit der Meditation auf den Geist befassen. Im theoretischen Teil dieses Buches habe ich über die Mentalsphäre und über den Mentalkörper, also den Geist, bereits ausführlich gesprochen. Aufgabe dieser Stufe ist es, sich ein Bild vom eigenen Geist mit seinen Funktionen in bezug auf die vier Elemente zu machen, ferner die Funktionen voneinander zu unterscheiden, was durch besondere Meditation erreicht werden kann. Die Eigenschaften des Geistes, entsprechend den vier Elementen, sind folgende: der Wille, der dem Feuer-Prinzip unterliegt; der Intellekt mit allen seinen parallelen Aspekten, wie Verstand und Gedächtnis, der dem Luft-Prinzip unterstellt ist; das Gefühl mit allen seinen Aspekten, das dem Wasser-Prinzip zusteht, und das Bewußtsein gleichfalls mit allen seinen Aspekten als Verbindung aller drei Elemente, das dem Erd-Prinzip untergeordnet ist.

          Versenken Sie sich in Gedanken in sich selbst, beobachten Sie sich und die Funktionen des Geistes und meditieren Sie darüber. Jede dem Element entsprechende Funktion müssen Sie sich klar vorzustellen verstehen. Bringen Sie es fertig, die Funktionen des Geistes zu unterscheiden, d. h. sich ein klares Bild darüber zu machen, gehen Sie weiter. Diese Vorübung ist sehr wichtig, denn sie versetzt den Magier in die Lage, auf der Mentalebene sowohl bei sich wie bei anderen diese Funktionen mit dem betreffenden Element zu beeinflussen, zu beherrschen, zu stärken oder auszuschalten. Eine weitere Übung ist die, sich des ganzen Mentalkörpers im Astralleib und mit diesem zusammen im grobstofflichen Körper zu vergewissern, ähnlich wie wenn eine Hand in einem feinen Seidenhandschuh und außerdem noch in einem dicken Handschuh stecken würde. Ihre Hand muß beide Handschuhe empfinden. Genau so muß es mit dem ganzen geistigen Körper sein. Sie müssen Ihren Geist im feinen Astralkörper und diesen wiederum im grobstofflichen Körper fühlen. Dieses Gefühl ist der Geist. Meditieren Sie darüber bei jeder passenden Gelegenheit. Wenn Sie die Sicherheit haben, daß Ihr Geist den Seelenkörper und den grobstofflichen Körper einnimmt, ihn empfindet und bewegt und daß alle Handlungen eigentlich Ihr Geist durch diese zwei Hüllen vollbringt, können Sie wiederum einen Schritt weiter gehen.

          Jeder Mensch vollführt entweder bewußte, halbbewußte oder fast unbewußte Handlungen, die ihm impulsiv von innen oder von außen eingegeben werden, ohne daß er ihnen Aufmerksamkeit schenkt. Die nächste Übung lehrt Sie anfangs kleine, später größere Handlungen bewußt zu vollbringen, und Sie müssen trachten, die Zeitdauer einer jeden bewußten Handlung auszudehnen. Unter dem Ausdruck bewußt ist nicht gemeint, daß man mit dem Gedanken oder mit der Aufmerksamkeit bei der Sache ist, sondern mit der Vorstellung und dem Gefühl, daß der Geist mit Hilfe der Seele und des grobstofflichen Körpers die Handlung vollbringt. Gehe ich z. B. auf der Straße, denke ich nicht daran, daß ich gehe, sondern daß mein Geist geht und die astralen wie grobstofflichen Füße bewegt. Dasselbe geschieht mit den Armen und den übrigen Körperteilen. Können Sie mindestens zehn Minuten lang eine Handlung auf diese Art ausführen, beherrschen Sie diese Übung vollkommen. Je länger Sie dies ohne Nebenerscheinungen, wie Schwindelanfälle, Müdigkeitsgefühl, Gleichgewichtsstörungen aushalten, um so besser. Man beginne daher zuerst mit kleinen Handlungen von kurzer Zeitdauer und steigere diese, bis man sich an die Einstellung gewöhnt und sie jederzeit beliebig lange ausdehnen kann.

          Diese Übung ist sehr wichtig, denn sie ermöglicht dem Schüler, eine Handlung sowohl geistig wie astralisch in Verbindung mit dem grobstofflichen Körper zu vollbringen, je nachdem, ob er mit der Mental- oder Astralsphäre arbeitet. Eine solche Handlung wird die magische Handlung genannt. Jetzt wird dem Schüler sicherlich verständlich sein, warum magische Rituale bei Uneingeweihten und magisch nicht geschulten Personen keinen Erfolg zeitigen, da solche Menschen nicht die Fähigkeit besitzen, das Ritual magisch auszuführen, d. h. daß sie nicht vorbereitet und nicht darauf eingestellt sind, mentalisch und astralisch in Verbindung mit der grobstofflichen Materie zu arbeiten.

          Wenn z. B. ein Heilmagnetiseur Hände auflegt oder magnetische Streichungen an Patienten vornimmt, aber nicht gleichzeitig auch seine geistige wie astralische Hand strahlen läßt und sich dabei nicht vorstellt, daß die geistige Kraft den Geist, die astralische Kraft den Astralkörper und die grobstoffliche Kraft den grobstofflichen Körper des Patienten durchstrahlt und beeinflußt, so wird er stets nur Teilerfolge erzielen, da ja der Patient aus allen drei Bestandteilen, das sind Körper, Seele und Geist, besteht. Für den Magier ist es selbstverständlich, daß der Mentalkörper nur die Mentalsphäre oder den Geist, der Astralkörper nur die Astralsphäre, also die Seele, und der grobstoffliche Körper nur die materielle Welt beeinflußt. Dieses Gesetz ist zu respektieren. Infolgedessen ist es notwendig, daß sich der Magier sowohl geistig wie seelisch einstellen lernt und Handlungen entweder als Geist oder in Verbindung mit der Seele ausführt. Hat er dies gut begriffen und gelernt und beherrscht er diese Praktik vollkommen, geht er in seiner Entwicklung weiter.

          Als nächste Aufgabe kommt die magische Schulung der Sinne an die Reihe. Zunächst eine wichtige Vorübung: Wie in der vorhergehenden, so auch in dieser Übung vergegenwärtigen Sie sich, daß nicht Ihr grobstoffliches Auge alles sieht, sondern der Geist, der mit Hilfe der astralen und grobstofflichen (physischen) Augen alles wahrnimmt. Meditieren Sie darüber so oft, als es nur geht. Sie müssen mindestens fünf Minuten lang darauf eingestellt sein, daß der Geist durch die körperlichen Augen schaut und sieht. Je länger Sie es aushalten, um so besser. Durch oftmaliges Wiederholen dieses Experimentes werden Sie auch hierin zum Meister! Ist es Ihnen mit den Augen gelungen, gehen Sie zu den Ohren über, indem Sie sich darauf einstellen, daß nicht das körperliche Ohr die Schallwellen aufnimmt, sondern daß es die Ohren des Geistes sind, die mit Hilfe der astralen und grobstofflichen Ohren alles wahrnehmen. Können Sie dieselben Erfolge verzeichnen wie mit den Augen, gehen Sie auf gleiche Art mit dem Gefühl vor, indem Sie sich vorstellen, daß der Geist mittels des Astralkörpers und dieser wiederum mit Hilfe des grobstofflichen Körpers Gegenstände, Kälte, Wärme usw. fühlt. Üben Sie sich darin fleißig, bis Sie es gleich lang sowohl mit den Augen als auch mit den Ohren und auch mit dem Gefühl beherrschen. Wollen Sie sich besonders stark entwickeln, können Sie es auch mit den weiteren zwei Sinnesorganen, dem Geruch und dem Geschmack vornehmen. Der größte Wert ist jedoch auf die drei erstgenannten Sinnesorgane zu legen, also Sehen, Hören und Fühlen, die für die praktische Magie am besten gebraucht werden. Haben Sie in der geistigen Sinnesvergewisserung entsprechenden Erfolg erzielt, trachten Sie, wie bei der Sinnenkonzentration, zwei Sinne auf einmal auf Ihren Geist einzustellen. Zuerst die Augen und Ohren. Bringen Sie es fertig, sich mindestens fünf Minuten lang ununterbrochen einzustellen, stellen Sie Ihren Geist auf drei Sinne auf einmal ein, und zwar auf das Sehen, Hören und Fühlen. Gelingt Ihnen auch dies, so haben Sie schon einen großen Fortschritt in der magischen Entwicklung getan. Diese vorbereitende Übung hat für das sogenannte Hellsehen, Hellhören und Hellfühlen große Bedeutung und muß gut beherrscht werden.

          Die Hauptübung findet der Schüler in der siebenten Stufe dieses Lehrganges.

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Quelle: Franz Bardon „Der Weg zum wahren Adepten